Sichere Rückverfolgung von Gefahrstoffen: Chemikalien-Etikett nach VPA 9
Ein von der BASF entwickeltes neues Verfahren ermöglicht Unternehmen der chemischen Industrie die automatisierte und systematische Nachverfolgung einzelner Fässer oder Intermediate Bulk Container (IBC). Über ein spezielles Chemikalien-Etikett nach VPA 9 können sie schadhafte Packmittel künftig schnell und gezielt aufspüren und zeitnah aus dem Verkehr ziehen.
Eindeutige Kennzeichnung ermöglicht automatisierte Rückverfolgung von Chemiegebinden
Als Vor-, Zwischen- und Endprodukte finden Chemikalien in den unterschiedlichsten Industriezweigen Verwendung. Tagtäglich werden sie in erheblichen Mengen auf Lkw, Zügen oder mit dem Schiff zu ihren Einsatzorten transportiert. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 222 Millionen Tonnen Chemikalien befördert. Bei etwa 40 Prozent handelte es sich um Gefahrgüter, die besonders hohe Anforderungen an die verwendeten Behälter stellen.
Manchmal passiert es jedoch, dass Gebinde wie Fässer oder IBC produktionsseitig Fehler aufweisen. In diesen Fällen ist es zwingend erforderlich, sie schnellstmöglich zu lokalisieren und zurückzurufen. Bislang ging das nur manuell und war entsprechend aufwendig. Mit dem von der BASF erarbeiteten Verfahren und einem speziell dafür entwickelten Chemikalien-Etikett funktioniert das jetzt vollautomatisch auf Knopfdruck. Das Prozedere mündete in die vom Verband der chemischen Industrie (VCI) herausgegebene unverbindliche Normenempfehlung VPA 9.
Die Verpackungsprüf- und Ausführungsrichtlinien des VCI
Die Verpackungsprüf- und Ausführungsrichtlinien (VPA) beinhalten grundlegende technische Einzelheiten, Prüfbedingungen, Zertifikatsinhalte und Ähnliches. Ihr Vorteil besteht darin, dass an die verwendeten Packmittel einheitliche Anforderungen gestellt und zur Qualitätskontrolle gleiche Prüfverfahren und Beurteilungskriterien angewandt werden. Somit können sowohl die Produktionsüberwachung als auch die Qualitätskontrolle beim Kunden auf dieselbe Weise erfolgen. Erstellt wurden die VPA von der Packmittel produzierenden Industrie und ihren Verbänden in enger Zusammenarbeit mit dem VCI.
Es handelt sich um Ergänzungen zu den im VCI-Handbuch für Verpackungen beschriebenen Standardverpackungen und zu den charakterisierenden Qualitätsmerkmalslisten. Sie beschreiben Sachverhalte, die zum einen auf mehrere Packmittelarten zutreffen, zum anderen aber aufgrund ihres Umfangs nicht textlich in die einzelnen Packmittelspezifikationen aufgenommen werden können. Sofern möglich, verweisen sie auf übergeordnete Richtlinien, beispielsweise auf gültige Normen. Dabei haben gesetzliche Regelungen wie die Packmittelkennzeichnung stets Vorrang.
Normenempfehlung VPA 9: Von diesen Vorteilen können Sie profitieren
Die Einhaltung der VPA 9 erlaubt Ihnen die automatisierte und systematische Nachverfolgung leerer und befüllter PE-Fässer, Stahlfässer und IBC über einen GS1-QR-Code auf einem speziellen Chemikalien-Etikett, der verpackungshersteller- und anwenderspezifische Informationen enthält.
Neben der automatisierten Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Rückverfolgbarkeit von Pharma-, Futtermittel- und Lebensmittelverpackungen ermöglicht die Anwendung des Codes auch das Erfüllen der IATF-Anforderungen aus der Automobilindustrie. Zudem erleichtert die Verwendung des auf dem Chemikalien-Etikett aufgedruckten Codes das Einhalten der maximalen Verwendungsdauer starrer Gefahrgutverpackungen aus Kunststoff.
Mithilfe des Codes können Sie vor jedem Abfüllen ein Plausibilitätscheck durchführen, um festzustellen, ob sich das jeweilige Behältnis für das Produkt eignet. Stellt ein Hersteller im Nachhinein Qualitätsmängel an bereits ausgelieferten bedruckten Verpackungen fest, ermöglicht der Code, der auf Grundlage von QR-Codes vom Chemiekonzern BASF SE erarbeitet wurde, deren schnelle Identifizierung. Die Systemlösung impliziert speziell darauf abgestimmte Haftkleber und Etikettenmaterialien sowie eine entsprechende Klebetechnik.
Das muss auf dem Chemikalien-Etikett stehen
Der QR-Code wird nach dem GS1-Standard erzeugt. Bei GS1 handelt es sich um ein Netzwerk von Non-Profit-Organisationen (NPO), das weltweit Standards für unternehmensübergreifende Prozesse entwickelt, aushandelt und pflegt. Gemäß dem GS1-Standard muss der QR-Code auf dem Chemikalien-Etikett folgende Daten enthalten:
- die Packmittelnummer des Chemieunternehmens,
- die Artikelnummer des Packmittelherstellers,
- die Identifizierungsnummer des Packmittelherstellers,
- das Produktionswerk des Packmittelherstellers (analog UN-Kennzeichnung),
- die Chargennummer des Packmittelherstellers,
- Produktionsdatum und -zeit im YYMMDDHHMM-Format sowie
- die sequenzielle Nummer.
Für jede Information ist eine begrenzte Anzahl an Stellen verfügbar. Ferner ist festgelegt, ob die Codebestandteile ausschließlich aus Ziffern oder aus Ziffern und Buchstaben bestehen dürfen. Da der QR-Code auf dem Chemikalien-Etikett maschinell auslesbar ist, können Sie den bislang manuell durchgeführten Sicherheitscheck vor dem Abfüllen nun automatisieren und damit weniger fehleranfällig gestalten. Zudem lässt sich auf diese Weise schneller und einfacher feststellen, ob ein Packmittel für den vorgesehenen Verwendungszweck zugelassen ist oder nicht.
Zuverlässigkeit der Etiketten entscheidend für den Track-&-Trace-Erfolg
Der QR-Code wird auf Selbstklebeetiketten gedruckt. Um äußerlichen Einflüsse widerstehen zu können und während der gesamten Verwendungsdauer eine fehlerfreie Auslesbarkeit zu ermöglichen, müssen das Chemikalien-Etikett, der Kleber und die Druckfarben dem British Standard BS 5609/II oder III entsprechen. Abhängig vom Packmittel, dem einzufüllenden Produkt und der Abfülltemperatur unterliegen die Etikettenmaterialien besonderen Anforderungen. Zudem muss der verwendete Kleber auf der zu etikettierenden Oberfläche eine ausreichende Haftung gewährleisten.
Bezüglich der Position des Etiketts auf der Verpackung und der vorgegebenen Mindestgröße des QR-Codes gilt Folgendes:
Packmitteltyp | Mindestgröße des QR-Codes | Position auf dem Packmittel |
PE- oder Stahlfass | min. 3 cm | mittig auf dem Deckel (+/- 50 mm) |
IBC | min. 2 cm | auf der Beschriftungstafel oberhalb des Auslaufs |
Für die automatische Applikation wird dem Thermotransferverfahren der Vorzug gegeben. Die Druckfarbe muss im Zusammenspiel mit dem Chemikalien-Etikett den für die maximale Lesbarkeit optimalen Kontrast hervorbringen und kratzfest sein.
Eindeutige Identifizierung auch ohne Datenbank
Sobald der QR-Code eines Fasses oder Gittertanks mit den Chargeninformationen des enthaltenen Produkts verknüpft und in einer Datenbank hinterlegt wurde, können Sie digital nachvollziehen, was genau sich in welcher Verpackung befindet und wo diese gerade ist. Dadurch besteht zu jedem beliebigen Zeitpunkt die Möglichkeit, ein Behältnis und seinen Inhalt eindeutig zu bestimmen und den seinen Verbleib zu ermitteln.
Werden die Codes während des Transports weiter registriert und diese Informationen in die Datenbank übernommen, ist eine Ortsbestimmung problemlos über eine Vielzahl von Etappen realisierbar. Die eindeutige digitale Identifizierung über den QR-Code auf dem Chemikalien-Etikett funktioniert auch ohne Datenbank-Verknüpfung. Vorteile bietet die schnelle Datenverfügbarkeit unter anderem bei der Aufklärung von Reklamationen sowie in Schadensfällen, da sie diese Vorgänge erheblich beschleunigt.
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Gefahrstoffkennzeichnung – was steht auf dem Etikett?
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